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Schatten des Zorns

Schatten des Zorns Cover
Schatten des Zorns Buchrückseite

"Schatten des Zorns"
Düstere Lande, Band 2

Premium-Taschenbuch,
452 Seiten, 15,99 Euro
derzeit nur 9,99 Euro
ISBN 978-3-751-906692

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1.Kapitel: Eine alte Schuld

Du riechst so gut –
ich lechze nach Blut.

Dein Herz schreit vor Angst,
indes du um dein Leben bangst.

Ein Haken noch,
ich krieg dich doch!

Ein Sprung, ein Biss,
und Schluss, gewiss.

Das Sein, der Tod,
das Moos, ganz rot.

Ein Schrei, der die Nacht zerreißt –
deine Seele, die über dem Walde kreist.



Mathes

Ich zuckte zusammen, als ich gegenüber eine Bewegung wahrnahm.
Eine Gestalt löste sich gleich einem Schatten aus der schmalen Gasse und trat in den Schein des Mondes.
Mir stockte der Atem: Auf der anderen Straßenseite stand der Hüne. Fahles Licht erhellte sein Antlitz; ein Gesicht, das mir wie eingebrannt schien, seit er mich damals umbringen wollte. Die Ereignisse in Biberach lagen bereits Monate zurück: Der tote Spürhund, der Brunnen, mein Überlebenskampf. Im Laufe der Zeit war ich versucht gewesen, die Erinnerungen verblassen zu lassen, hatte gehofft, dass ich dem Hünen nie wieder begegnen würde.
Sein Blick fixierte mich, während er über das Pflaster schlich. Sprungbereit, wie ein riesiges Tier, mit Wildheit und Blutrünstigkeit in seinen Augen, die keinen Zweifel daran zuließen, warum er hergekommen war: Der Hüne wollte Rache. Ich fühlte mich wie gelähmt und starrte ihn an. Ohne es zu bemerken, hatte sich meine Hand um den großen Zahn gelegt, der mir um den Hals hing. Diesen Talisman trug ich seit unserer letzten Begegnung als Trophäe.
Eigentlich hätte ich losrennen müssen, doch ich tat es nicht.
Der riesige Kerl war schon halb über die Straße, als er mit einem Mal stehenblieb.
Eine Hand an meiner Schulter ließ mich herumfahren. Den Schrei, den ich ausstoßen wollte, konnte ich nur mühevoll zurückhalten.
„Was stehst du hier rum, Bursche?“
Erschrocken blickte ich in ein mürrisches, von einem Helm mit Wangenschutz umrahmtes Gesicht.
„Entschuldigung, Herr“, stammelte ich nach Atem ringend, als ob ich zuvor gerannt wäre und warf einen Blick zurück.
Die Straße war leer; der Hüne verschwunden.
Die behandschuhten Hände des Nachtwächters packten mich jäh bei den Schultern. „Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede, Bengel!“, fuhr der Mann mich an, während er mir eine Laterne vor das Gesicht hielt. „Was treibst du hier zu dieser Stunde? Erkläre dich!“ Seine Hand ergriff mich grob am Hals.
„Entschuldigung, Herr“, war erneut alles, was ich herausbrachte.
„Entschuldigung Herr, Entschuldigung Herr“, äffte er mich nach. „Ist das alles, was du sagen kannst, du Hirschkalb?“
„Nein, Herr.“ Der Schreck, der mich versteinert hatte, ließ nach. „Herr Etzlaub, der Kartograf, ist mein Meister. Er schickte mich eben erst nach Hause.“
„Kenne ich“, gab der Nachtwächter knapp zurück. „Und dein Name?“
„Mathes Pelker, Herr.“
„Ah, du bist das.“ Seine Stimme wurde um einiges ruhiger. „Der Hauptmann hat deine Geschichte erwähnt. Bist ja so etwas wie eine Berühmtheit hier. Gibt’s schon wieder Morde, die du aufklären musst, kleiner Spürhund?“ Sein abfälliger Tonfall war unüberhörbar, doch ich ging nicht darauf ein.
„Nein, Herr. Ich arbeite für Herrn Etzlaub und muss jetzt nach Hause zurück. Leider entließ er mich so spät, als bereits Nachtstunde war.“
„Da war eben noch eine Gestalt auf der Straße, oder?“
„Ja, Herr, ein Mann.“
„Kennst du ihn?“
Ich schüttelte den Kopf. An einen Kameraden gewandt, der mir erst in diesem Moment auffiel, befahl der Nachtwächter: „Sieh nach, ob sich in der Gasse wer versteckt.“
Der Mann lief, die Laterne vor sich herhaltend, über die Straße und spähte in die Dunkelheit.
„Ich glaube, er verfolgt mich“, flüsterte ich vorsichtig.
„Weil du ihn aufs Schafott bringen willst? Ein Mörder, ja?“ Seine Stimme wurde von einem belustigten Unterton begleitet.
„Nein, Herr“, gab ich leise zurück, darauf bedacht, mir nichts anmerken zu lassen. Es hatte keinen Zweck, dem Mann zu erklären, dass sich der Hüne bestimmt wegen meiner Mordaufklärung rächen wollte.
„Schon gut. War nicht so gemeint, Bursche. Aber Schirmig ist schon ein dummes Huhn, wenn ein Junge ihn überbieten konnte. Wie alt bist du eigentlich?“
„Vierzehn, Herr.“
„Hmm. Gerbersohn, richtig?“
Ich nickte und wollte noch etwas hinzufügen, doch der Mann schob mich bereits vor sich her. Der andere Wächter gesellte sich kopfschüttelnd zu uns. „Niemand zu sehen.“


Der Weg zu unserer Gerberei verlief schweigsam.
Verstohlen blickte ich mich immer wieder um, doch der Hüne war nirgends zu entdecken.
Die beiden Nachtwächter waren genau im richtigen Augenblick gekommen, auch wenn sie mich zu Tode erschreckt hatten.



2.Kapitel: Scheiterhaufen

Ennlin

„Tötet die Hexe!“
„Verbrennt sie!“
Ich war fassungslos. Mathes, der neben mir stand, schien es ebenso zu ergehen. Die geknebelte Frau, die dort oben auf dem Prangerpodest an den Pfahl gebunden und der Hexerei bezichtigt wurde, war uns wohlbekannt. Was sollte sie als einfache Färbergehilfin getan haben, dass diese schweren Beschuldigungen gerechtfertigt waren?
„Ruhe!“ Die Leute beruhigten sich nur langsam, während ein glatzköpfiger Mann angriffslustig in die Menge starrte. Anschließend wandte er sich dem Augsburger Bischof zu, der abseits auf einem Stuhl Platz genommen hatte.
Den Finger auf den Fremden gerichtet fragte Mathes: „Weißt du, wer das ist, Ennlin?“
Ich zuckte die Schultern, doch eine Frau neben uns erwiderte leise an meiner statt: „Das ist Sewolt Mertz, der Inquisitor. Ein harter Mann. Kein Weib, das in irgendeiner Weise mit dem Teufel im Bunde ist, kann vor ihm sicher sein.“
„Stimmt“, fügte eine andere Frau hinzu. „Wenn er in eine Stadt kommt, brennen die Scheiterhaufen, heißt es. Pass auf dich auf, Kleine.“ Damit wandte sie sich wieder dem Pranger zu.
Mertz – diesen Namen hatte ich schon einmal im Zusammenhang mit Hexenverbrennungen gehört.
Rufe ertönten, die Stille forderten. Da ein Großteil der Menge nicht reagierte, pochte der Inquisitor mit seiner Hellebarde mehrere Male auf das Holzpodest, um sich der Aufmerksamkeit aller zu versichern. „Der Teufel“, erklang seine laute Stimme über dem Perlachplatz, „weilt stets unter uns. Auch heute, an diesem von Gott geschenkten herrlichen Tage versucht er, eure Gedanken zu vergiften. Der Höllenfürst will euch verführen, vom rechten Wege bringen und in seine Fänge leiten. Wisset, dass eure Seele dort brennen wird, wenn ihr seinen Verlockungen nachgebt! Es gibt kein Leben in der Hölle!“ Sich dessen bewusst, dass ihm jeder der Anwesenden lauschte, senkte er die Stimme für einen Augenblick: „Und doch finden sich immer wieder Menschen, die auf Satan hereinfallen; die Gott entsagen und ihre Seele verkaufen.“
Der Inquisitor seufzte und blickte auf die Frau, die nahezu bewegungsunfähig an den Pfahl gefesselt war. Angsterfüllt schüttelte die geknebelte Angeklagte den Kopf.
„Dieses Weib mit dem Namen Margreta“, fuhr Mertz laut fort, „machte sich Verbrechen verschiedenster Art schuldig. Sie verschrieb ihr Blut dem Teufel und vollzog seine Tänze! Obendrein ließ diese Frau sich umtaufen und versprach Satan selbst ihren Leib, um im Gegenzug Hexerei und Zauberei zu erlernen. Ihre teuflischen Salben brachten dreizehn Kühe dazu, keine Milch mehr zu geben. Sogar ihr Fleisch war verdorben! Sie verhexte auf unterschiedliche Weise insgesamt sieben Personen, wovon zwei Frauen selbst zu Hexen wurden. Männer verzauberte das Weib liebestoll. Wie Rüden liefen sie der läufigen Hündin hinterher!“
Ein Gemurmel ging durch die Menge, als viele sich bekreuzigten und ihren Glauben an Gott beteuerten.
„Das ist noch nicht alles!“, rief der Inquisitor. „Dieses Weib schändete den heiligen Leib Christi, indem sie ihn aus ihrem Mund nahm und dem Teufel darbrachte. Als wäre das nicht genug, vertilgte sie das teuflische Nachtmahl Satans selbst! Sie ist ein Übel, eine ständige Versuchung, unersättlich und laufend in intimem Treiben mit Dämonen!“
Bevor die Menschen erneut unruhig wurden, fuhr er in ruhigerem Tonfall fort: „Dies alles hat sie gestanden. Ja, edle Bürger, das hat sie. Außerdem besagte sie andere Frauen, die bald ebenfalls angeklagt werden. Der Hexenhammer hat hierfür die Strafe verkündet: Die Flammen sollen ihre Seele reinigen! Hic locus est, ubi mors gaudet succurrere vitae!“
„Was ist der Hexenhammer?“, fragte ich Mathes leise, während die Menge aufjohlte, obwohl kaum einer der Anwesenden – uns beide eingeschlossen – Latein verstand.
„Davon habe ich gehört. Es soll ein Buch vom Papst sein“, entgegnete er. „Darin ist eine Bulle – so nennt man die Anweisungen des Papstes – enthalten, in der steht, dass man Hexen jagen muss. So hat es mir jemand erzählt, aber ich habe das Buch noch nie gelesen.“
„Ein Buch? Der Papst bestimmt, wer verbrannt wird?“, fragte ich. Mein Freund jedoch antwortete nicht und starrte wie gebannt auf den glatzköpfigen Inquisitor. Dieser war vor die nackte Frau getreten, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und drehte den Kopf zur Seite. Dort, wo sie hinsehen sollte, schichteten einige Männer bereits einen großen Holz- und Reisighaufen um einen Pfahl herum auf.
Mich überkam Übelkeit. Schon einmal musste in Augsburg eine Hexe durchs Feuer sterben, doch die Frau war mir unbekannt gewesen. Ich hatte mir gedacht, dass ihre Schuld bewiesen war, wenn ein Inquisitor sie verurteilte. Die Färbergehilfin hingegen lebte ein ruhiges und in meinen Augen braves Dasein – wie war es möglich, dass sie die ganze Zeit über mit dem Teufel paktiert hatte?
„Verbrennt sie endlich, die Hexe!“, schrie ein Mann neben uns. „Weg mit der Teufelin!“
„Schnell, bevor sie noch jemanden verhexen kann!“, hörte ich eine Frauenstimme.
Weitere Schmähungen und Beleidigungen wurden in Richtung der angeklagten Färbergehilfin gerufen.
In der aufkommenden Unruhe bemerkte ich, wie Mathes sich umsah. Sorge lag in seinem Blick und er trat ein paar Schritte zurück, um bessere Sicht zu haben. Bestimmt suchte er den Platz nach dem Hünen ab, von dem er mir erzählt hatte. Äußerlich schien der Junge locker damit umzugehen, doch mir gegenüber konnte er seine Anspannung nicht verbergen. Diese war nicht verwunderlich – der Kerl hatte ihn töten wollen und gedachte wohl, es jetzt zu beenden.
Ich ertappte mich ebenfalls dabei, die Menschen um mich herum zu beobachten: Hier ein Patrizier in edler Weste, davor ein Tischler, daneben ein Kaufmann in einem verzierten Gewand und dahinter ein Gaukler. Wann immer eine Kundgebung auf dem Perlachplatz anstand, waren die Bürger Augsburgs dabei. Hunderte mussten um den Pranger versammelt sein.
„Ja, sie wird den reinigenden Flammen übergeben!“, rief der Inquisitor in die Menge. „Ihr braucht keine Angst zu haben, brave Bürger von Augsburg. Heute sollt ihr euch selbst – jetzt und hier – von ihrer teuflischen Hexerei überzeugen können!“
Ein paar Umstehende kreischten verängstigt auf und manche wichen zurück, doch Mertz hob beschwichtigend die Hände und rief: „Ruhig, Gläubige, ruhig! Euch kann nichts geschehen! Ich werde an dieser Frau ein Exempel statuieren und euch beweisen, dass sie eine Liebschaft mit dem Teufel eingegangen ist. Mit dieser Nadel hier!“ Einen Gegenstand in die Höhe haltend fuhr er fort: „Sie ist spitz und scharf, seht selbst!“
Sewolt Mertz krempelte seinen Ärmel hoch und hielt seinen blanken, muskelbepackten Oberarm nach vorne. Unvermittelt nahm er die Nadel und stach in die Haut. Sofort trat Blut aus und der Inquisitor drehte sich im Kreis, sodass es alle sehen konnten.
„Seht, das ist die wahre Reinheit, so wie ihr sie kennt. Der Lebenssaft tropft heraus, wenn die Nadel die Haut durchbohrt. Nun seht, was passiert, wenn ich die Hexe steche. Da Satan ihr Verbündeter ist, kann sie nicht bluten. Der Teufel wird es nicht zulassen!“
Als Mertz zur Färberin trat, bemerkte ich, wie er mit dem rechten Bein hinkte. Er riss den Kopf der Angeklagten zur Seite und überstreckte ihren Hals. Einen Augenblick später stach er zu – doch die Stelle blieb unversehrt. Ich blinzelte, spähte genauer hin, machte ein paar Schritte nach vorne. Ohne Zweifel, es trat kein Blut aus.
Der Inquisitor sah zuerst den Bischof an und blickte anschließend triumphierend in die Runde. Langsam, fast schon genüsslich, wanderten seine Augen an den Anwesenden entlang, die ebenso wie ich fassungslos auf den unverletzten Hals der Hexe starrten.
„Auf den Scheiterhaufen mit ihr!“, schrie er mit einem Mal und die Menge johlte auf. „Soll sie im Feuer zu Pulver verbrennen!“
Mit angsterfüllten Augen blickte die Verurteilte auf die jubelnden Menschen. Aufgrund des Knebels brachte sie nur erstickte Laute heraus, während Mertz ihre Fesseln löste und die Hexe scheinbar mühelos hochhievte. Zwei Stadtwachen nahmen sie ihm ab.
Wenig später war sie neben dem Podest bereits wieder festgezurrt, mit dem Unterschied, dass zu ihren Füßen der Holzstoß aufgeschichtet worden war.
Der Augsburger Bischof, Friedrich II. von Zollern, der bisher still und teilnahmslos zugesehen hatte, machte eine knappe Handbewegung und ein Geistlicher trat zu der Frau. Er redete auf die Todgeweihte ein, beschwor sie, dem Teufel zu entsagen, sodass das Fegefeuer ihre Seele reinige und sie vor Gott treten könne. Damit Margreta ihre Reue kundtun konnte, nahm man ihr den Knebel ab.
Sofort brüllte sie sich die Verzweiflung über ihr Schicksal aus dem Leib: „Ich habe nichts getan! Ich wollte nie jemandem wehtun!“, gellte ihre Stimme über den Platz.
„Sage dem Teufel ab“, mahnte der Priester drohend. „Entschwöre ihm!“
Die Färbergehilfin weinte und stammelte etwas mir Unverständliches vor sich hin. Der Inquisitor machte Anstalten, sie wieder zum Schweigen zu bringen. Bevor der dicke Stofffetzen ihren Mund verschließen konnte, waren ihre letzten Worte klar zu hören: „Herr, vergib mir! Ich bin unschuldig! Niemals könnte ich –“
Der Knebel erstickte ihre Stimme. Sie wand sich am Pfahl, während sich der Geistliche entfernte und dem Inquisitor eine brennende Fackel gereicht wurde.
„Herr, nimm dich ihrer an“, flüsterte Mathes, als Sewolt Mertz die trockenen Zweige entzündete. „Bei lebendigem Leibe...“, fügte der Junge tonlos hinzu.
Rasch züngelten die Flammen empor.
„Möge das Feuer ihre Seele läutern!“, rief der Inquisitor mit erhobenen Händen Margreta zu, deren Füße bereits die todbringende Hitze spüren mussten.
Still ergötzte sich die Menge am Leid der Frau. Keine bösen Rufe oder hasserfüllte Worte erschallten mehr, nur knisternde Äste und die angsterfüllten, erstickten Schreie des geknebelten Weibes waren zu hören. Ihre Augen schienen in panischer Todesangst hervorzutreten, während sie vergebens versuchte, sich zu befreien.
In meinem Bauch rumorte es. Als ich mich umdrehen wollte, traf mich Mathes’ Blick. Sein Gesicht war blass. Aus Angst, mich hier auf dem Platz übergeben zu müssen und damit Aufmerksamkeit zu erregen, bahnte ich mir schnell einen Weg durch die Menge.
Es war, trotz der Entfernung, klar zu erkennen gewesen: Die Nadel des Inquisitors hatte kein Blut aus Margretas Hals hervorgelockt. Sie musste, so unglaublich das für mich klang, tatsächlich mit dem Teufel paktiert haben.
Mathes war mir durch die Menge gefolgt. Er blickte sich noch einmal zum Scheiterhaufen um, wandte sich jedoch sogleich mit verzogener Miene wieder ab.
Unvermittelt erklangen Todesschreie. Der Knebel musste sich im Feuer gelöst haben. Die Häuserwände warfen das schrille Gebrüll zurück und scheuchten es durch die Gassen.
Ich hielt mir im Rennen die Ohren zu.


Erst nach einigen Straßen wurde mir wieder wohler. Hier, in der Nähe der alten Stadtmauer war es angenehm kühl und ich lehnte mich mit dem Rücken ans grobe Gestein.
Die Schreie waren verstummt.
„Hatte Angst, mich zu übergeben“, sagte ich zu Mathes, der sich neben mir niederließ. Im selben Augenblick musste ich einen Würgereiz unterdrücken.
„Mir ist auch schlecht“, gab er zu. „Schließlich hab ich Margreta schon lange gekannt.“
Schweigend hing ich meinen Gedanken nach und war froh, dass mein Freund ebenfalls nichts sagte. Wir saßen nur da, zu betroffen, um zu reden. Es war einfach zu unfassbar, sich der Vorstellung hinzugeben, bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden.
Das Schlimme daran war, dass die Inquisition durchaus ihre Daseinsberechtigung hatte: Wie sonst wollte man dem Treiben des Teufels Einhalt gebieten, wenn man nichts dagegen tat?
„Ich verstehe nicht“, unterbrach Mathes letztlich doch die Stille, „warum eine Hexe, die mit dem Teufel im Bund ist, nicht Blut hervorzaubern kann.“
Ich wollte schon aufstehen, weil mir nicht nach einem Gespräch war. Nichts mochte ich hören, die Ruhe war viel angenehmer. Seine Worte machten mich jedoch, wie schon oft in der Vergangenheit, neugierig.
„Ich meine“, fügte der Junge hinzu, da er mein Schweigen fälschlicherweise als Unverständnis deutete, „wenn die Hexe weiß, dass sie durch die Nadel kein Blut verlieren wird, dann müsste sie doch ihre Zauberkräfte dazu einsetzen, dass trotzdem etwas herausläuft, oder? Damit ihre Schuld schwindet. Kann das eine Hexe nicht tun, wenn sie die Macht des Teufels in sich trägt?“ Er sah mich prüfend an.
„Anscheinend nicht“, erwiderte ich schulterzuckend. „Wenn sie es könnte, hätte Margreta dem Inquisitor sicherlich die Suppe versalzen. Vielleicht braucht sie aber auch irgendeinen Zaubergegenstand dazu.“
„Womöglich hat Satan sie fallen lassen“, meinte Mathes. „Oder er will ihre Seele.“
Ein erneuter Würgereiz überkam mich und ein lautes, unheilverkündendes Grummeln drang aus meinem Bauch. Bevor Mathes weitersprechen konnte, erhob ich mich hastig. „Tschuldige, ich muss weg!“
Unter seinem überraschten Blick rannte ich an der Mauer entlang in Richtung des Stadtgrabens davon.




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"...all das fesselt den Leser so, dass er das Buch am liebsten in einem Zug durchlesen würde."
(Augsburger Allgemeine, Mittelschwäbische Zeitung, Januar 2021)


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Düstere Lande, Band 2

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